Wir alle kennen das: Familienärger, Einkaufsstress, nie genug Zeit, um alles zu erledigen, Müdigkeit bis zum Zusammenbruch. Psychotherapeuten bereiten sich auf die Feiertage gezielt vor, da depressive Patienten dann noch depressiver und Suchtpatienten noch süchtiger werden, lässt doch die Winterzeit sowieso alles grau erscheinen.
Lasst uns dieses Szenario einfach mal ändern. Die Weihnachtszeit soll eigentlich die beflügelndste Zeit des Jahres sein. Es ist eine idealistische Zeit, in der die Außenwelt schläft, damit die Innenwelt gedeihen kann. Das Geheimnis, wie man die Feiertage genau so gestalten kann, ist eigentlich ganz einfach. Lass Dich inspirieren. Wie bei jeder Veränderung musst du die Veränderung sein, die du in anderen sehen willst. Aber wie kommt das zustande? Hier sind einige Vorschläge:
HÖR AUF ZU TUN, WAS NIE FUNKTIONIERT HAT
Während der Feiertage bekommen die meisten Menschen eine intensive Dosis Familie verabreicht. Es ist das, was wir wollen, aber auch das, was wir fürchten. Die Angst kommt von gescheiterten Erwartungen. Sie kommt von Familienmitgliedern, die sich nicht ändern werden oder die sich weigern zu sehen, dass du dich verändert hast. Was machen wir dann? Wir versuchen, wieder unsere Erwartungen zu wecken. Der Onkel, der sich immer betrinkt und alle in Verlegenheit bringt? Wir versuchen, ihn vom Punsch fernzuhalten. Die Vaterfigur, die es sich übel nimmt, älter zu werden und die eigene Autorität immer wieder überbewertet? Wir veralbern ihn und versuchen so zu tun, als wäre er kein lästiger Tyrann.
Die erste Regel im Umgang mit all dem ist, mit all den Dingen aufzuhören, die noch nie funktioniert haben. Denn Beschwichtigung funktioniert nicht. Sich netter zu verhalten, als man sich eigentlich fühlt, funktioniert nicht. Aufwändige Geschenke für geizige Verwandte zu machen und ihren Mangel an Dankbarkeit zu beanstanden, funktioniert auch nicht. Also hör auf damit. Wenn du aufhörst zu versuchen, deine Erwartungen wieder zu beleben und andere einfach so sein lässt, wie sie sind, wird viel von deiner Frustration wegfallen.
Zweitens, schau dich um und gib anderen, was sie wirklich wollen. Ich rede nicht davon, deine Familie psychisch zu analysieren. Die meisten Menschen wollen einfache Dinge: Wertschätzung, Dankbarkeit, Bestätigung, Zuneigung und jemanden, der zuhört. Wenn du bewusst eines dieser Dinge bietest, geschieht Magisches.
PLAPPERE KEINE VERSTECKTEN GEFÜHLE AUS
Niemand liebt eine Zeitbombe. Doch emotional nähern sich viele Menschen der Weihnachtszeit wie Zeitbomben versteckter Emotionen. Sie können es kaum erwarten, die Gefühle auszudrücken, die sie seit den Feiertagen des letzten Jahres unterdrücken. Diesem Impuls gilt es zu widerstehen, egal wie viel versteckte Ressentiments, Kritik oder Rachegefühle in Dir schlummern und gerne zum Ausdruck kommen würden…
Es steht Dir jedoch selbstverständlich zu, diese Gefühle loszulassen, damit sie nicht hängen bleiben. Was dir nicht zusteht, ist, dass du sie auf eine andere Person projizierst. Mach das mit dir selbst aus. Schreibe einen Brief, halte eine Rede, schimpf und schreie oder weine allein. Wenn du diese giftigen Emotionen ernsthaft im Voraus freisetzt, bevor sie die Chance haben, jemanden zu verletzen, wirst du einer der schlimmsten Feiertagsfalle entkommen.
LASS DICH NICHT IN EINE SCHACHTEL STECKEN
Warum hast du das Gefühl, von deiner Verwandtschaft in eine gewisse Schachtel gesteckt zu werden? Warum behandeln sie dich nicht wie eine Person, die sich verändert und weiter entwickelt? Seien wir ehrlich. Wenn wir unsere Familien sehen, übernimmt die Vergangenheit die Oberhand. Wir haben ein mentales Bild von Kindern, Eltern, Freunden und Verwandten, das im Verhalten aus der Kindheit verwurzelt ist. Das Festhalten an der Vergangenheit ist das gleiche wie das Festhalten an einer falschen Perspektive.
Wenn du dich nicht in eine Schachtel stecken lassen möchtest, ist die Antwort ziemlich einfach. Behandle andere so, als wären sie weitergegangen, und sie werden dasselbe für dich tun. Dieser kleine Bengel von deinem Bruder ist jetzt ein Erwachsener. Die Schwester, in deren Freund du verliebt warst, ist keine Frau mehr, die mit dir um Verabredungen konkurriert. Sieh alle im Licht der Zukunft. Wenn du herausfinden kannst, wohin jemand morgen gehen will, hast du die besten Chancen, dich heute mit ihm oder ihr zu identifizieren. Sieh also heute als den Anfang der Zukunft, nicht als das Ende der Vergangenheit.
DULDE DAS SCHWIERIGE ABER TUE DAS EINFACHE
Einige Leute sind nun mal schwierig, und es gibt kein Zurück mehr. Du musst ihre Fehler tolerieren, ob das Reizmittel nun ein schlechtes Temperament, eine Tendenz zum Trinken, schneidende Bemerkungen, ein Hauch von Überlegenheit oder schreckliche Selbstherrlichkeit ist – der eigentliche Fehler spielt keine Rolle. Schwierige Menschen werden dir nicht mehr unter die Haut gehen, sobald du erkennst, dass sie sich gar nicht ändern müssen, um dich glücklich und zufrieden zu stellen. Lass sie einfach in Ruhe. Reagiere nicht. Streite nicht, und vor allem, handle nicht verurteilend. Es ist nicht deine Aufgabe, Sünder zu Heiligen zu machen.
Beschäftige dich stattdessen mit einfachen Dingen. Ich meine nicht, abzulenken oder nur darüber zu reden, wie gut die Gans oder das Wetter sind. Einfachheit bedeutet, zu den Grundlagen zurückzukehren. Frage nach etwas, das die anderen interessiert. Sympathisiere mit ihren Problemen, ohne zu lange auf ihnen zu verweilen. Biete Wertschätzung an, indem du etwas bemerkst, worüber sich die andere Person freut. Mit anderen Worten: stimm dich ab. Ich weiß, dass es verlockend ist, schwierige Menschen aus-zustimmen, statt sich auf sie einzustimmen, aber das ist der Hauptgrund, warum sie immer wieder schwierig sind. Wenn man sich einfach darauf einstellt, wie sie sich fühlen, wird eine Verbindung hergestellt. Dann kannst du über alles reden, auch über die Gans und das Wetter.
MACH EINE INSPIRIERTE SACHE, EGAL, WAS DIE ANDEREN DENKEN
Bis jetzt ging es bei allen meinen Punkten um das Bewältigen von Feiertagen. Diese werden aber erst dann wirklich schön, wenn wir über die Bewältigung hinausgehen. Die Tatsache, dass du ein weiteres Weihnachten oder Ostern überlebt hast, ist nicht wirklich ein Sieg. Du wirst dich erst siegreich fühlen, wenn du aufstehst, um ein Ideal wie Liebe, Freundlichkeit, Großzügigkeit und Fürsorge auszudrücken. Mit anderen Worten, du musst inspirierend sein.
Setz dich mal hin und denk darüber nach, wie das geschehen kann. Ich kenne zum Beispiel einen Sohn, dem es peinlich war, dass er seiner Familie nie die weiche Seite von sich selbst zeigen konnte. Sie nahmen an, dass er ein ziemlich harter Kerl war und behandelten ihn so. So schrieb er an einem Weihnachten ein Gedicht, das seine zärtlichsten Gefühle gegenüber seiner mittlerweile in die Jahre gekommenen Mutter ausdrückte. Er druckte das Gedicht in Schönschrift und ließ es silber einrahmen. Am Weihnachtsmorgen stand er auf und las das Gedicht, sehr zum Erstaunen aller, laut vor.
Hat er sich in diesem Moment in einen Heiligen verwandelt? Haben alle seine Geschwister ein strahlendes Lob ausgesprochen? Nein. Die Reaktionen waren gemischt und gingen von den Tränen seiner Mutter bis zum Neid seines Bruders. Doch er wusste, dass er etwas Inspirierendes getan hatte, und das war alles, was zählt. Die Reaktionen anderer Menschen hängen von ihnen ab.
Ich finde, es handelt sich hierbei um ein gutes Beispiel für eine inspirierende Handlung. Geh in dich selbst und finde diese idealistischen Impulse, die „sie“ dich nicht ausdrücken lassen, und erkenne, dass es eure eigene Zurückhaltung, Verlegenheit und Schüchternheit war, die euch das Gefühl gegeben hat, unterdrückt zu sein. Wenn du kein Gedicht schreiben willst, kannst du einen herzlichen Toast aussprechen, ein Geschenk machen, das eine berührende Erinnerung ist, oder einer Person Anerkennung zollen, die normalerweise übersehen wird. Bring jemanden, der sich deprimiert fühlt, zum Lachen. Gib einer älteren Person das Gefühl, im Mittelpunkt der Party zu stehen. Du weißt ja bereits, was die Stimmung hebt. Mit diesem Wissen und ein wenig Voraussicht, kannst du anderen Wohlgefühl schenken, und dann wird der Idealismus der Weihnachtszeit zur Realität und nicht zu einer weiteren verpassten Gelegenheit.
Inspiriert durch diverse Texte im Internet……